Die zehnten Klarinettentage vom 9. bis 11. Juli 2021 waren ein Lichtblick in dunklen Zeiten!
Klarinettentage 2021 auf Schloss Unteröwisheim - Ein kleiner Erfahrungsbericht
von Marion Grabis
Als Klarinettenanfängerin, die hauptsächlich Online-Unterricht bekommen hat, dachte ich, es wäre eine schöne Idee mit anderen Klarinettenbegeisterten ein Wochenende zu verbringen und zu musizieren. Im Internet bin ich auf die Klarinettentage von Bettina Beigelbeck gestoßen und habe mich angemeldet. Nachdem der Termin coronabedingt einmal abgesagt werden musste, war im Juli endlich der große Moment gekommen und das Abenteuer konnte beginnen.
Schon einige Monate vorher wurde der musikalische Kenntnisstand erfragt und Stücke für Quartette und das Gesamtensemble zugeschickt. Auch gab es die Möglichkeit selbst gewählte Werke einzureichen, die bei dem Abendkonzert in Begleitung eines Pianisten präsentiert werden konnten. Die musikalische Auswahl der Stücke war äußerst abwechslungsreich, von klassisch bis modern, von leichter bis sehr anspruchsvoll. So war Musik von den Beatles, Piazolla, Gordon Jacob, Jan de Haan, und vielen anderen mehr vertreten, ebenso wie Filmmusik und slawische Volkslieder.
Die ersten Eindrücke von dem idyllisch gelegenen Schloss Unteröwisheim waren sehr malerisch. Auf dem Dach des Gebäudes wohnt eine Storchenfamilien, die auch ab und zu mit Geklapper versuchte, den Takt vorzugeben. In dem Anschreiben stand, dass gemütliche Kleidung mitgebracht werden sollte, da die schöne Umgebung zu Spaziergängen einlädt. Wenn die Klarinettentage länger gewesen wären, hätte ich das sicher auch gemacht, so widmete ich jede freie Minute meinem Instrument.
Der Freitag begann mit einer kleinen Kennenlernrunde und das Musizieren in den Kleingruppen und im Gesamtensemble startete. Ich musste feststellen, dass es doch zwei verschiedenen Sachen sind, ein Stück geruhsam allein zu spielen oder mit dem Tempo einer Gruppe von viel Erfahreneren mitzuhalten.
Nach dem köstlichen und reichhaltigen Mittagessen gab es für alle Teilnehmer Einzelunterricht. Dies war für mich eine außerordentlich gute Erfahrung, weil sich die Lehrerin sehr einfühlsam und konstruktiv auf meine individuellen Bedürfnisse eingestellt hat. So habe ich viele Tipps zu Atemtechnik und Körperhaltung, aber auch hinsichtlich der Verbesserung meiner Spielweise des selbstgewählten Stückes bekommen.
Auch habe ich mich über die Gelegenheit gefreut, meine Klarinette von einem extra angereisten Fachmann durchchecken zu lassen und auf Dichtigkeit zu prüfen. Sie hat alle Tests mit Bravour bestanden und so konnte ich keine Problemchen beim Spielen auf sie schieben.
Am Samstag wurde weiter an den verschiedenen Stücken im Rahmen von Einzelunterricht, den kammermusikalischen Quartetten sowie dem Gesamtensemble gearbeitet. Am Nachmittag kam noch ein Pianist dazu, der die Begleitung einzelner selbst gewählter Solostücke der Teilnehmer erarbeitet hat.
Das Konzept der unterschiedlichen Arbeitsformen ist zum einen sehr abwechslungsreich, zum anderen fördert es auch unterschiedliche Fähigkeiten. Die erfahrenen Klarinettistinnen Bettina Beigelbeck und Ute Münch begleiteten alle Teilnehmer auf den unterschiedlichen Niveaus professionell, geduldig und immer konstruktiv. Hier zeigte sich deren jahrzehntelange Erfahrung.
Besonders genossen habe ich das Konzert am Samstagabend, an dem verschiedene Teilnehmer ihre Stücke mit Klavierbegleitung präsentierten. Das Niveau hat mich durchweg sehr beeindruckt und mir Lust gemacht mich auf den langen Weg in die Richtung dieser Fingerfertigkeiten zu begeben.
Insgesamt waren wir mit sechzehn TeilnehmerInnen eine überschaubare, aber sehr durchmischte Gruppe, sowohl was die Spielerfahrung als auch was das Alter betrifft, von Teenager bis Seniorin war alles dabei. Spannend fand ich auch die Gespräche beim Mittagessen oder abends im schönen Innenhof. So lauschte ich gespannt dem Austausch von technischem Knowhow und den Erzählungen einzelner „Lebensgeschichten“ der Klarinettensammlungen einzelner. Auch habe ich zum ersten Mal eine Es- und eine Bassklarinette gesehen und gehört. Die Atmosphäre unter den Teilnehmern war immer freundlich und hilfsbereit. So habe ich sicher durch meine wenige Spielpraxis das Quartett und Gesamtensemble ab und zu behindert, aber nie war jemand genervt, sondern die Ermutigung und das Ziel gemeinsam ein Stück zu erarbeiten standen im Mittelpunkt.
Für mich war die Teilnahme an den Klarinettentagen eine wirklich gute Erfahrung, die mich auf jeden Fall motiviert hat, mich musikalisch weiterzuentwickeln.
Ein großes Lob und einen Dank an die gelungene Organisation von Bettina Beigelbeck, die es geschafft hat, so unterschiedliche Niveaus individuell zu berücksichtigen und zu einem gelungenen, gemeinsamen Gesamtabschlusskonzert zu bringen, das Familie und Freunde am Sonntagnachmittag erfreut hat.
M. G.